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Naturnahe Spiel- und Pausenplätze




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Naturnahe Spiel- und Pausenplätze




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11. Mai 2022 | Jan-Michael Gerber, RADIX | Mitarbeit: Cornelia Conrad Zschaber, RADIX

6. Weitere Nutzungen und Kooperationen

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6.4 Regeln kommunizieren

Regeln für die öffentliche Nutzung des Spiel- und Pausenplatzes sind notwendig. Eine simple Adaption der Schulhausordnung genügt nicht. Diese regelt das Zusammenleben während den Unterrichtszeiten und kann daher nur bedingt auf die öffentliche Nutzung ausserhalb der Schulzeit übertragen werden. Vielmehr sind zum einen alle sicherheitsrelevanten und durch das Gesetz vorgegebenen Regeln (z.B. zum Sucht- und Genussmittelkonsum) zu berücksichtigen und zum andern Regeln, die den Bedürfnissen der Nutzungsgruppen entsprechen. Da solche Regelvereinbarungen ein besonders sensibles Thema sind, ist ein partizipativer Prozess äusserst wichtig (vgl. Kapitel 3.2 und 3.4).

Meist werden die Nutzungsregeln mithilfe von Ordnungsschildern kommuniziert. Aber auch als Slogans gestaltete Gebote oder eine am Quartierfest feierlich unterzeichnete Charta unterstreichen die gemeinsame Haltung.

Bei der Nutzung öffentlicher Plätze sind die gesetzlichen Vorschriften einzuhalten. Daneben ist es aber auch wichtig, eine gemeinsame Haltung zu entwickeln und diese in Form von Nutzungsregeln für den Platz zu kommunizieren.

Bedürfnisse weiterer Anspruchsgruppen einholen

Wie und ob ein naturnaher Spiel- und Pausenplatz auch von anderen Anspruchsgruppen genutzt wird, hängt stark davon ab, ob ihre Bedürfnisse mitberücksichtigt sind. Dabei geht es nicht darum, jeden Wunsch zu erfüllen. Durch eine umsichtige Gestaltung des naturnahen Spiel- und Pausenplatzes können jedoch potenzielle Konflikte entschärft oder von vornherein verhindert werden.

Die wichtigsten Anspruchsgruppen und deren Bedürfnisse sind (vgl. auch Kapitel 1.1, 1.2 und 1.3):

  • Kinder geraten beim Spielen in Euphorie. Sie brauchen Platz, damit sie sich frei bewegen können, und möchten dabei auch laut sein dürfen. Daneben suchen sie aber auch Orte für Ruhe und Rückzug abseits des Tumults auf. Ein ausgewogen gestalteter naturnaher Spiel- und Pausenplatz befriedigt diese beiden Bedürfnisse.
  • Jugendliche nutzen Pausenplätze eher als allgemeinen Treffpunkt am Abend. Besonders beliebt sind dabei überdachte Sitzgelegenheiten etwas abseits des Spielbetriebs sowie Netzschaukeln oder Netzhängematten. Da die meisten Jugendlichen tragbare Musikboxen zu ihren Treffen mitbringen, sollten solche potenziellen Lärmemissionen bei der Haltungsdiskussion bedacht werden. Auch sollten Abfalleimer in unmittelbarer Nähe angebracht sein, um Littering entgegenzuwirken.
  • Eltern suchen Spielplätze mit ihren Kleinkindern auf. Sie bevorzugen schattige Sitzgelegenheiten und Spielecken sowie Wege, die für Kinderwagen und Laufräder gut befahrbar sind. Ebenso erleichtern sanitäre Anlagen den Aufenthalt mit Kleinkindern.
  • Seniorinnen und Senioren schätzen grundsätzlich den Tumult auf Spielplätzen und die Nähe zu jüngeren Generationen. Für sie tragen schattige Sitzplätze mit Rücken- und Armlehnen zu einem angenehmen Aufenthalt bei. Auch sind sie auf möglichst ebene, mit Gehstöcken, Rollatoren oder Rollstühlen gut zugängliche Wege angewiesen.

Suchtmittelkonsum auf Spiel- und Pausenplätzen

Das Thema des Suchtmittelkonsums ist vielschichtig und je nach Substanz und Kanton unterschiedlich geregelt. So gibt es z.B. Kantone, in denen der Verkauf von nikotinhaltigen Substanzen (Tabak, E-Zigaretten und Shishas) an kein Mindestalter gebunden ist. In anderen Kantonen sind diese Produkte erst ab 18 Jahren erhältlich. Gesetzliche Vorgaben werden jedoch Jugendliche nicht davon abhalten, zu Suchtmitteln wie Cannabis, Alkohol und Tabak zu greifen. Ein striktes Verbot müsste von befähigten Akteurinnen und Akteuren durchgesetzt werden, was nicht die Rolle der Schule oder Jugendarbeit ist.

Der Dachverband der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (DOJ) hat auf seiner Website www.doj.ch/publikationen/ diverse Grundlagen- und Haltungspapiere zu unterschiedlichen Themen wie Cannabis und Alkohol, aber auch Extremismus und digitalen Medien verfasst. Diese richten sich an Fachpersonen und Entscheidungsträgerinnen/-träger aus Politik und Verwaltung.