4. Der naturnahe Spiel- und Pausenplatz als Lernraum
Download- Kapitelübersicht
- Einleitung
- 4.1 Draussen unterrichten
- 4.2 Anforderungen aus dem Lehrplan
- 4.3 Aussenräume als Lernorte
- 4.4 Draussen unterrichten ja, aber wie?
- 4.5 Lernspuren festhalten
- 4.6 Fächer über Entwicklungszugänge unterrichten
- 4.7 Materialien und Angebote nach Zyklusstufen
- 4.8 Fragen, die zum Dialog für die Umsetzung anregen
- 4.9 Quellen und weiterführende Literatur
4.6 Fächer über Entwicklungszugänge unterrichten
Wird der Lehrplan in den einzelnen Kompetenzstufen detaillierter betrachtet, lassen sich zahlreiche Übereinstimmungen mit den Lerngelegenheiten in naturnahen Spiel- und Pausenplätzen finden.
Zu Beginn des 1. Zyklus wird der Unterricht gemäss Lehrplan 21 überwiegend fächerübergreifend organisiert und gestaltet. Der Lehrplan bietet dafür neun entwicklungsorientierte Zugänge an, die als Lesehilfe für die Lehrpersonen dienen:
- Körper, Gesundheit und Motorik
- Wahrnehmung
- Zeitliche Orientierung
- Räumliche Orientierung
- Zusammenhänge und Gesetzmässigkeiten
- Fantasie und Kreativität
- Lernen und Reflexion
- Sprache und Kommunikation
- Eigenständigkeit und soziales Handeln
Alle neun Zugänge lassen sich mit naturnahen Spiel- und Pausenplätzen vermitteln. Sie bauen wertvolle Brücken zu den Fachbereichen (rechte Seite in der Abbildung 3). Die fachspezifischen Inhalte rücken zunehmend in den Vordergrund bei den Fachbereichslehrplänen. Entwicklungsorientierte und fachorientierte Herangehensweisen lassen sich ohne Weiteres verbinden, vielfältig variieren und verknüpfen. Darum können mit naturnahen Spiel- und Pausenplätzen auch in den Zyklen 2 und 3 in allen Fachbereichen neue Kompetenzen erlangt werden.
Nachfolgend finden Sie ausgewählte Beispiele zur praktischen Umsetzung der neun Zugänge und den jeweiligen Bezügen zu den Fachlehrplänen.
Die Schülerinnen und Schüler sind aktiv, erproben und üben verschiedene Bewegungsformen, wie z.B. Rennen, Klettern an einem Kletternetz, Balancieren auf einem Baumstamm oder auf einem Bewegungs- und Balancierparcours. Sie üben ihre koordinativen Fähigkeiten, indem sie sich z.B. auf Rasenflächen, aber auch auf Kiesflächen bewegen.
Sie malen und gestalten/werken mit Naturfarben/-materialien, können sich zu Musik in verschiedene Situationen und Rollen versetzen (z.B. in einen Schmetterling).
Sie erforschen und erklären Phänomene der belebten oder unbelebten Natur (z.B. Impulsbewegung von Gegenständen aus der Natur).
Die Schülerinnen und Schüler nehmen ihren Körper in Zeit und Raum und über die Interaktion mit der Umwelt wahr, wie z.B. durch das Erforschen und Beschreiben der Beschaffenheit von Holz oder Steinen oder das Balancieren auf Baumstämmen. Alle Sinne werden dabei angesprochen. Sie lernen, ihre Wahrnehmungen zu beschreiben, zu erzählen, zu vergleichen und zu reflektieren, etwa:
- Welches ist ein Wohlfühlort in der Schulumgebung und warum?
- Wie nehme ich den Raum mit geschlossenen Augen wahr?
Die Schülerinnen und Schüler denken sich Handlungsabfolgen aus, führen sie durch, präsentieren die Ergebnisse in der Klasse und reflektieren sie - zu jeder Jahreszeit. Dies kann z.B. ein Impuls-Parcours sein, der geplant, getestet und im Anschluss optimiert und erweitert wird.
Die Schülerinnen und Schüler erkunden das Schulareal. Sie verstehen einfache Darstellungen von Räumen, z.B. anhand von Plänen, Krokis oder Fotos. Sie fotografieren die Schulumgebung, zeichnen einen Plan dazu und absolvieren im Sportunterricht einen Orientierungslauf (OL) durch dieses Gelände.
Ausserdem können sie den Aussenraum musikalisch erkunden, indem sie z.B. beschreiben, welche Klänge sie auf dem Pausenplatz wahrnehmen, oder klingende Objekte suchen.
Die Schülerinnen und Schüler erschliessen sich Zusammenhänge in den Aussenräumen. Sie lernen z.B. den Bestäubungsmechanismus beim Salbei kennen, können ihn draussen beobachten und untersuchen. Ihre Erkenntnisse stellen sie z.B. auf einem Plakat, in Form einer Geschichte oder eines Portfolios dar.
Sie lernen mithilfe von Naturmaterialien (Steinen, Blättern, Samen etc.) rechnen und Muster gestalten. Sie entwickeln musikalische Instrumente mit einfachen Materialien (z.B. Klangstab, Wassergläser) oder Tonfolgen anhand von Geräuschen.
Praxisideen
Die Schülerinnen und Schüler stellen Figuren oder Körper mithilfe von Naturmaterialien und Objekten dar (z.B. eine Baumkrone als Kugel).
Beim freien Spielen setzen sie sich eigenständig mit Beobachtungen der Umwelt auseinander. So wird z.B. aus einem Baumstamm auf dem Schulgelände ein Schiff, über das sie eine Geschichte schreiben oder ein Bild zeichnen.
Die Schülerinnen und Schüler können ihre reflexiven Fähigkeiten erweitern, wenn sie Neues mit Bekanntem vergleichen. Sie lernen z.B. mit Naturmaterialien zu malen, zu rechnen und zu gestalten. An Kletter- und Bewegungselementen auf dem naturnahen Spiel- und Pausenplatz lernen sie zu balancieren, zu schaukeln oder zu klettern. Dabei erwerben sie auch Risikokompetenzen: Ab wann wird es für mich oder andere gefährlich? Wie verhalte ich mich verantwortungsbewusst?
Sie lernen, die Schulumgebung zu erkunden, Objekte in der Natur zu benennen, zu beschreiben und anderweitig zu dokumentieren.
Praxisideen
Die Schülerinnen und Schüler lernen, Erlebnisse, Geschichten und Spielsituationen im Aussenraum zu beschreiben, zu erklären, zu begründen, zu erzählen und zu präsentieren. Sie beobachten z.B. Tiere in der Schulumgebung und halten anschliessend einen Vortrag oder schreiben einen Aufsatz darüber.
Sie erweitern ihren Wortschatz und bauen ihre Ausdrucksmöglichkeiten aus durch das Festhalten von Beobachtungen in einem Portfolio. Sie beschreiben eine Situation in der Schulumgebung nicht nur mündlich, sondern suchen nach anderen Ausdrucksformen (musikalisch, gestaltend oder in Bewegung). Z.B.: Welche Geräusche machen Insekten (wie Bienen oder Heuschrecken) bzw. wie kommunizieren sie untereinander?
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten und können diese einschätzen. Sie lernen zu argumentieren und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
Sie lösen Konfliktsituationen beim Spielen auf dem Pausenplatz und handeln untereinander Regeln aus, z.B. wer zuerst auf die Korbschaukel darf.
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- Einleitung
- 4.1 Draussen unterrichten
- 4.2 Anforderungen aus dem Lehrplan
- 4.3 Aussenräume als Lernorte
- 4.4 Draussen unterrichten ja, aber wie?
- 4.5 Lernspuren festhalten
- 4.6 Fächer über Entwicklungszugänge unterrichten
- 4.7 Materialien und Angebote nach Zyklusstufen
- 4.8 Fragen, die zum Dialog für die Umsetzung anregen
- 4.9 Quellen und weiterführende Literatur